Mittwoch, 1. Juni 2016

Das gelobte Land für Radfahrer: Die Niederlande

Unser Weg führte (wieder einmal) in die Niederlande. Mit Sack und Fahrrad ging es hinauf in den Norden, auch ein Abstecher nach Amsterdam war geplant- mein Radlerherz schlug höher. Amsterdam! Für mich die Fahrradhauptstadt der Welt. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.

Wir nächtigten in Almere, etwa 30 min Zugfahrt ausserhalb von Amsterdam in einer Marina, herrlich gelegen, optimal für Menschen, die mit dem Wohnmobil unterwegs sind (das ist aber eine andere Geschichte...). Die Baubranche boomt in den Niederlanden und Almere ist gerade wahnsinnig angesagt. An jeder Ecke wird gebaut und gebuddelt und neue Wohnanlagen aus dem Boden gestampft. Hier erwartete uns auch schon die erste Überraschung:

Mitten im Nichts: Eine Strasse und ein Radweg, der seinesgleichen sucht!
Bei diesem Anblick war ich bereits hellauf begeistert, doch was mich auf dem Weg nach Amsterdam alles erwarten sollte, naja- Bilder sagen mehr als 1000 Worte! Aber seht selbst:

Genug Platz für alle auf zwei Etagen. Kinderleicht zu handhaben!

Und für Jeden nach Belieben, Fahrradboxen zum Abschließen.
Im Zug dann der nächste Knüller: Hier gibt es ganze Abteile nur für die Bedürfnisse von Radfahrern, Mitnahme natürlich kostenlos, rund um die Uhr.
In Amsterdam am Hauptbahnhof fiel der erste Blick auf ein Bauwerk, oder wohl eher Parkhaus, dass ich bisher selbst nur von Bildern kannte und heute das erste Mal live betrachten konnte.

Das bekannte Parkhaus nur für Fahrräder, direkt am Bahnhof Amsterdam
Ich gestehe, dass ich ja Fahrräder erwartet habe, jede Menge sogar doch ich war sprachlos der schieren Masse, die sich hier auf den Strassen tummelten. Überall waren sie angeschlossen, an Geländern, an Abstellplätzen, an Schilder, ja sogar als unachtsamer Hausbesitzer kann es sein, dass ein Unbekannter sein Rad direkt an den eigenen Fenstergittern festmacht!

















Man muss es nicht gesehen, sondern erlebt haben, um zu glauben, was für Unmengen an Radfahrern sich hier durch die Strassen von Amsterdam bewegen. Als Fußgänger hatte man nicht nur das Problem, auf die Autos aufzupassen, sondern auch auf Radfahrer, die überall wild herumfuhren. Strassenkreuzungen mögen zwar für den zwei- und einspurigen Verkehr optimal sein, ist man aber per pedes unterwegs, ergeben sich teils abstruse Verkehrsführungen und einen direkten Weg über die Kreuzung suchte man oft vergebens.
Doch ist man tatsächlich mit dem Radl von A nach B unterwegs, überwiegen einfach die Vorteile.

Wir waren natürlich nicht nur in Amsterdam unterwegs, sondern auch in den etwas ländlicheren Gegenden. Und selbst hier, ohne die Großstadt fanden wir baulich getrennte Radwege, die wir uns nur in den kühnsten Radlerträumen vorstellen können.









Fazit: Ich beneide die Niederländer um ihr Fahrradwegenetz. Egal wohin man will, mit dem Rad kommt man auch dorthin. Mit einem weinenden Auge, machten wir uns wieder auf den Heimweg und ich hatte so ein klein wenig das Gefühl fahrradtechnisch wieder in ein Drittweltland zurückzukehren, zumindest was die Verkehrsführung anbelangt. 

Die Frage bleibt: Warum geht es hier und bei uns nicht?